Literatur und Karikatur
Wenn das Verständnis für manche Handlungen und Aktionen kaum mehr vorhanden ist, dann ist Komik und überspitzte Darstellungen der Umstände und Wirklichkeit manchmal der beste Weg, um sich nicht nur mit den Geschehnissen auseinanderzusetzen, sondern sich auch Gehör zu verschaffen.
Karikaturisten haben es nicht immer einfach
Spätestens nach den Mohammed-Karikaturen war jedem klar, dass das Augenzwinkern eines Karikaturisten oftmals nicht zu vereinbaren ist mit denen, die diese Zeichnung nicht als Spaß oder zumindest mit Vorsicht zu genießen wissen. Die Karikaturen des Dänen Kurt Westergaard 2005 hatten ungeahnte und verheerende Folgen. Er malte Mohammed mit einer Bombe im Turban und brachte damit einen Stein ins Rollen, der in Anbetracht der vermeintlich säkularisierten Welt, in der wir leben, eigentlich nicht für möglich gehalten wurde. Nun steht der Karikaturist unter ständigem Polizeischutz. Aus diesem Grund stellt sich die Frage, wo der Respekt gegenüber anderen Religionen und Kulturen aufhört und Meinungsfreiheit beginnt. Denn auch wenn man in einer Demokratie das Recht auf Meinungsfreiheit hat, ist es doch immer eine Frage des gegenseitigen Respekts. Darüber hinaus ist ein Karikaturist jemand, der sich gesellschaftlichen Themen mit einer Überladung und Übertreibung nähert und sie in satirischer Form auf den Leser oder Betrachter wirken lässt.
Die Karikatur und ihre Anfänge
Um die Karikatur und ihre Wirkungsweise besser verstehen zu können, ist die Betrachtung der Anfänge der Karikatur als künstlerische Auseinandersetzung zu gesellschaftlichen Fragen ratsam. Während es Karikaturen bereits im alten Ägypten gegeben haben soll, wurden diese auch im Mittelalter verfasst. Die Karikaturen, die in der Reformationszeit im Zuge von Luthers Schriften entstanden, sorgten für viel Aufsehen. In Form von Flugblättern wurden diese an die Menschen verteilt. Zudem konnten sich einfache Bürger auf diese Weise Gehör verschaffen, wenn Adelige sie zu Unrecht behandelten. Im 17. Jahrhundert entstanden die sogenannten Schandbilder, die sich über die Adeligen lustig machen sollten. Die Karikatur, wie wir sie heute verstehen, setzt ein gewisses Vorwissen voraus. Zum Beispiel stehen bestimmte Figuren stellvertretend für einzelne Länder.
Karikaturen und das Zusammenspiel von Wort und Schrift
Es muss nicht immer die Verbindung von Schrift sein, die die Karikatur vollständig macht, sie kann auch als bloße bildliche Darstellung sehr viel aussagen. Dennoch sind meist Sprechblasen oder Untertitel bei Karikaturen zur besseren Darstellung und Unterhaltung eine bevorzugte Darstellungsweise. Als Balanceakt zwischen Respekt und Meinungsfreiheit ist auch die Entlassung des Karikaturisten Dieter Hanitzsch zu sehen, der sich aufgrund von antisemitischen Karikaturen vor Kurzem von der Süddeutschen Zeitung trennen musste.