Trends der digitalen Kunst

Zu heutigen Zeiten ist es einfacher als je zuvor, eigens geschaffene Werke einer Öffentlichkeit zu präsentieren. Musik lässt sich beispielsweise auf Webseiten wie Soundcloud, YouTube oder Bandcamp hörbar machen. Auch für gemalte Bilder oder Fotografien gibt es Online-Plattformen, allerdings wird hier das größte Publikum in sozialen Netzwerken wie Instagram erreicht. Die App ist darauf ausgelegt, Bilder gut zur Geltung kommen zu lassen und durch das Hashtag- und Followersystem eine große Reichweite zu erzielen – das ideale Umfeld für aufstrebende Künstlerinnen und Künstler.

Digitales Zeichnen

Es ist kaum verwunderlich, dass das digitale Zeichnen auf einem Graphic-Tablet oder iPad im Laufe der Zeit immer mehr Verbreitung fand. Wer ohnehin seine Bilder zeichnet, um sie online zu posten, spart sich so eine Menge Arbeit: Die Zeichnungen müssen nicht abfotografiert oder eingescannt werden, wodurch auch keine Farbverfälschung oder andere Probleme auftreten können. Wenn überhaupt, werden analoge Zeichnungen als erste Skizze genutzt, um die Outlines digital nachzuzeichnen. Danach werden sie bei Bedarf koloriert und auf sozialen Netzwerken unter verschiedenen Hashtags veröffentlicht. Innerhalb bestimmter Communitys auf Instagram gibt es bestimmte Trends: So zeichnen die einen detaillierte, mit Schwarz und Gold überlagerte Menschenbilder, andere setzen kleine Gegenstände vor pastellfarbenen Hintergrund und verniedlichen sie durch starke Rundungen, funkelnde Sterne und Herzen.

Online-Trends der digitalen Kunst

Die Künstlerinnen und Künstler, die sich solcher Trends bedienen, sind in der Regel junge Privatpersonen, die in ihrer Freizeit gerne zeichnen. Sie verdienen an ihrer Kunst kein Geld und falls doch, dann durch Websites wie Patreon, auf denen Fans einen kleinen monatlichen Beitrag zahlen können, um exklusive Zusatzbilder zu erhalten. Fans wissen, was für Bilder sie von den Künstlerinnen und Künstlern erwarten können, da diese sich in der Regel einem bestimmten Trend beziehungsweise einer bestimmten „Ästhetik“ bedienen. Aktuell sehr beliebt sind zum Beispiel Kult-Animes wie Sailor Moon oder Pokémon sowie Videospiele wie Animal Crossing.

Auch die Modebranche bekommt ihre eigene Ästhetik: So zeichnen viele junge Menschen Outfit-Ideen und stellen durch zusammenpassende Kleidung und Accessoires sogenannte Moodboards zusammen. Übergroße sportliche adidas Schuhe werden hier beispielsweise mit einem Eiskaffee, einem Spitzenkleid und einem Buch kombiniert. Die benutzten Gegenstände haben fast immer einen Bezug zur Pop-Kultur und zielen vor allem durch das Einsetzen von Trends aus den 90er- oder 00erJahren auf ein Nostalgiegefühl ab. Die Künstlerinnen und Künstler sowie die Fans, die in der Regel in diesen Jahren geboren sind, vereint durch popkulturelle Referenzen ein generationsbedingtes Gemeinschaftsgefühl. Ohne die Verwendung eindeutiger Marken wie Adidas wäre diese Verbindung kaum möglich.

Anders als bei traditioneller Kunst ist die Kunst, die extra auf soziale Netzwerke ausgerichtet ist, also sehr stark von Trends beeinflusst. Bilder werden nach einem bestimmten Algorithmus gepostet, um eine größtmögliche Zahl an Menschen zu erreichen. Die individuellen Künstlerinnen und Künstler stehen nicht so stark im Vordergrund, sondern die „Ästhetik“ und die Trends, der sie sich bedienen.

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